Donnerstag, 22. März 2007

Bemerkenswerter Traum

Heute morgen träumte Barbie, dass ihr Stiefvater ihre kompletten Sachen (Bücher, Laptop, CDs iPod...) aus dem Fenster geworfen hat. Beim Aufräumen der Überbleibsel fand sie dann eine Klappkarte von einer Visagistin/Friseurin aus den frühen neunziger Jahren, welche nachweislich den Vor- und Zunamen der Ehefrau des Liebhabers trug. Darin ein völlig verunstaltetes Foto von Barbie mit Horror-Dauerwelle, blondiert und geschminkt wie eine osteuropäische Prostituierte.

Samstag, 6. Januar 2007

Die Legende von Bowmore und Mutti's (sic!) Strichnin-Buletten

Neulich beschloss Barbie, sich mal wieder einen Schluck destillierten Kintyre-Quellwassers vom Ursprungsort der Welt (besser bekannt als Springbank) zu genehmigen, besann sich aber nach den ersten 2cl eines besseren: Laura hatte ihr nämlich an ebendiesem Ort Bowmore Legend serviert, der so einzigartig nach Sherry-Fass schmeckt. Die bessere Wahl war das, meinte auch der Trinkgeselle aus der Nachbarschaft. Selbstredend war dies nicht das streitsüchtige Knäblein, man will ja keine bernsteinfarbene Flüssigkeit vergeuden (vulgo: Perlen vor die Säue werfen). Zum uisge-beatha-Trinken verabredet sich Barbie sowieso seit geraumer Zeit nur noch mit auserwählten Zeitgenossen.
An der Theke sitzt eine schlechte Kopie der seligen Nico Päffgen, raucht Kette, fällt mit Mühe und Not nicht vom Barhocker und begrüßt jeden einzelnen der seltenen Besucher mit Namen: "Frohes Neues, Heinz-Günther" oder "Mensch Dieter, jut jerutscht?".
Zu fortgeschrittener Stunde betritt MuttiTM das Kreuzberger Lokal. Mit ballonseidener Fluglotsenjacke samt aufgenähtem Logo auf dem Rücken. "Mutti's Brötchenservice" weiß dieses zu bewerben. Buletten mit Ketchup oder Senf gibt es zu kaufen. Als Barbie zwei bestellt (die Hälfte des Tabletts ist bereits gegen Euromünzen im Raum verteilt worden), zwinkert Mutti ihr zu: "für euch ha'ick warme". Mit forschem Ton schickt sie Karlchen raus zum Wagen "Zwee warme mit Schrippe, wa?!". Karlchen kommt mit dampfendem Fleisch wieder "doch keene janze Schrippe, Menschenskind, det macht mir ja arm".
Lecker sind die Buletten, saftig, heiß und genau richtig als Nachtmahl. Beim Gehen flüstert Mutti dem Begleiter ins Ohr "Da is Strichnin drin, wa, und Blausäure.". "Allet klar!" lacht Barbie ihr arglos hinterher.
Eine Stunde und drei Guinness später ist Barbie dauergeil wie ein russisches Pornokino. Sie schafft es gerade noch bis ins Taxi, in dem der wortkarge Fahrer noch das letzte bisschen Anstand in ihr wachhält, sonst wäre sie schon auf der Rückbank über den Begleiter hergefallen. In dessen Werkstatt dann verliert sie die Beherrschung und gibt sich der Fleischeslust hin. Koks ist definitiv Zuckerwatte gegen dieses Aphrodisiakum. Ran an die Buletten, Mutti! Der Begleiter liegt irgendwann stöhnend in der Ecke: "Mir tun die Knie weh". "Nix da. Nächste Runde", forscht Barbie ihn an.
(Dass es eventuell am Zwischengetränk Drambuie gelegen haben könnte, ist die jugendfreie Version der Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll).

Montag, 10. April 2006

Bash the blogs with hate and glamour

"Wenn Blogger zu sehr hassen" heißt die neue Vorabendserie im Kreuzberger Lokalfernsehen. Der Hauptdarsteller ist ein blondierter tendenziell unterernährter Gay-Ken, der sich GlamBee nennt und gerne eine Kreuzung aus Rufus Wainwright und Tuva Novotny wäre. Er kann mit den Augen töten, mit den Gedanken Vogelgrippeviren verbreiten und mit der Schreibfeder ganze Nationen zu ewiger Vendetta verdammen. Ganz anders seine Antagonistin, die in altrosa Flecktarn uniformierte Barbie Blogbash. Sie benutzt nur konventionelle Waffen, Steinschleudern, ekliges Parfum und manchmal, in auserwählt heterosexuellen Kontexten, auch einfach nur ihren weiblichen Charme. Und sie kämpft nur, wenn sie provoziert wird. Für GlamBee hingegen lautet die Parole "hate is the new lullaby", er propagiert den Schlafentzug und das Diktat der verbalen Aggression.
Die ganze Serie wird von Bloggern in einer allnächtlichen Storyline-Session geschrieben. Es gibt eine Hassbloggerfraktion und eine Kuschelbloggerkommune, die immer abwechselnd mit Drehbuch dran sind.
Demnächst mehr dazu auf dieser Frequenz.

Samstag, 4. März 2006

Vibrator für Arme

Da Barbie derzeit nur einen Teilzeitliebhaber hat, der nebenberuflich auch noch als Intimraseur jobbt, überlegt sie schon seit geraumer Zeit, wie sie das Liebesleben allein ein wenig abwechslungsreicher gestalten könnte. Beim heutigen Einkaufsbummel stieß sie auf ein Produkt der Firma Gillette, welches zumindest den Nebenjob des Liebhabers ganz würdevoll zu ergänzen scheint. Das Ding vibriert richtig. Barbie konnte es kaum erwarten, damit in die Badewanne zu steigen. Das Ergebnis kann sich in der Tat sehen lassen. Es ist nicht nur ein Vibrator für Arme. Es ist ein Vibrator für Beine. Und Achselhöhlen. Und natürlich auch für die zarte Barbie-Bikinizone. Und die sensiblen Fältchen dazwischen...

Mittwoch, 23. November 2005

barbie pöbelt

Oh mann... Barbie Blogbash hatte ihren Vornamen eigentlich bei einer die Belgrader Anti-Gay-bash-Szene unterstützenden Kaschemme in Kreuzberg geborgt. Sie wollte nie mit den magersüchtigen Püppchen in Verbindung gebracht werden. Dass der Nachname dennoch das Verb "to bash" enthält, war eher eine Anspielung auf das vertauschte Possessivpronomen im Nachnamen der Barbie, von der sie sich den Vornamen geliehen hatte. Die hatte nämlich nicht etwa mit der Royal Air Force, sondern einer akronymverwandten Gruppierung zu tun.
Jetzt heißt es plötzlich, sie trage nicht nur pink urban warfare Klamotten und besprühe sich gelegentlich mit ABC-Waffen, nein, es heißt, sie würde unschuldigen (Weimaraner und Kate Bush verehrenden Herren) bei gegebenem Anlass den Rüssel brechen. Die dann wiederum - wie einfallslos - mit Polizei und sozialpsychiatrischem Dienst drohen. Aua, wie furchterregend. Kommt doch Barbie Blogbash aus einem Land, wo die Polizei nicht wirklich der Freund und Helfer ist und Psychiater das Adjektiv "sozial" noch nie gehört, geschweige denn benutzt haben.
Richtig gefallen hätte es ihr ja, wenn Mandy oder Roxana ("noch so'n Spruch, Rüsselbruch") dem Herrn zu Hilfe geeilt wären. Das hätte Stil gehabt. Es wäre sozial gewesen, psychiatrisch, originell und sogar ein bisschen lustig.
Aber nein, hier wird peinlicherweise nach Blaulicht gerufen. Mitten in Kreuzberg. Der unauthentischste Einfall seit Schilys Einzung ins Innenministerium.
Diesem Land geht es wirklich schlecht. Barbie möchte es so schnell wie möglich verlassen...

Donnerstag, 6. Oktober 2005

Der Schnüffler

Barbie Croft hatte gestern Besuch von einem richtigen Sandkastenfreund. Den hatte sie mehr als ihr halbes Leben lang nicht gesehen, jedenfalls kam es ihr so vor, als ob sie noch nicht geschlechtsreif gewesen sei, als er ihr das letzte Mal über den Weg gelaufen war. Irgendwann kam es ihr seltsam vor, dass er nicht aus dem Badezimmer zurückkehrte. War das Essen schlecht? Hatte er das deutsche Bier nicht vertragen?
"Wir müssen morgen früh in den Fernen Osten, komm endlich aus dem Klo, damit ich mir die Zähne putzen kann" brüllte sie durch die Tür. Schon drang eine Unheil verkündende Geruchswolke durch das Schlüsselloch.
"Wieso denn in den Fernen Osten?" rief er zurück. "Ich will doch nur nach Hause, nach Kanada" Am kreuzfidelen Klang seiner Stimme konnte sie feststellen, dass er weder einer Bulimie-Attacke noch einem plötzlichen Schwächeanfall zum Opfer gefallen war.
"Weil die Frau aus der Mitfahrzentrale als Treffpunkt Königs Wusterhausen angegeben hat", klärte sie ihn auf. "Es wäre leichter für mich gewesen, dich zum Flughafen Frankfurt zu bringen".
"Bist du sicher, dass die nicht nach Frankfurt/Oder fährt?" fragte er.
"Nein. Mittlerweile nicht mehr. Was machst du eigentlich die ganze Zeit im Bad, ich mache gleich in die Hose".
"Ich teste deine verschiedenen Düfte und versuche sie jeweils mit einer Erinnerung an irgendeine Frau und ihre Nationalität in Verbindung zu bringen"
Barbie stieß einen markerschütternden Schrei aus und stürzte ungehemmt durch die ohnehin nicht abschließbare Badezimmertür.
"Finger weg!" kreischte sie
"Hey, jetzt stell dich mal nicht so an..."
Aber es war bereits zu spät. Er hatte es längst getan. Er hatte an dem TenderStalkingFlacon gerochen. Und als sie ihm schonend beibringen wollte, dass es sich dabei um eine durch die Genfer Konvention und deutsche Gesetze zum Schutz vor ABC-Waffen geahndete Substanz handelte, entgegnete er arglos:
"Ich wollte dir gerade sagen, dass dies zwischen all deinen Chanel- und Dior-Flaschen das einzige Wässerchen ist, was mich so richtig an die Frauen bei uns zu Hause auf dem Balkan erinnert. Und das macht mich gerade ganz traurig..."

Donnerstag, 22. September 2005

Laura Legend

Es gibt sie noch, die guten Seelen hinter der Bar, die einem vermeintlichen Pärchen zu fortgeschrittener Stunde, unter der Annahme, es würde sich tatsächlich um ein streitendes Liebespaar handeln, zwei Vodka auf Kosten des Hauses kredenzen. Laura Legend ist so eine. Neulich in einer abgefuckten Männer-Fußball-Kneipe in Kreuzberg. Ich habe sie von Anfang an gemocht. Wie nonchalant sie mit den grölenden Fans umgegangen ist. Wie liebevoll sie auf Kleinigkeiten wie volle Aschenbecher und leere Erdnussschälchen eingegangen ist. Wie sie sich ungefragt in die Unterhaltung zwischen mir und meinem politisierenden Gegenüber eingemischt hat und Witze erzählt hat, die gar nicht zum Thema passten. Wie sie mir immer noch einen Pfiff ins leere Bierglas gezapft hat, damit ich auf eine Höhe mit dem reizenden, aber langsamer trinkenden Jüngling komme. Ganz zu schweigen davon, dass sie 'wegen' noch mit dem Genitiv verwendet und die zwei Konjunktive des Deutschen auseinanderhalten kann, auch wenn sie die Handyrechnung ihrer Tochter trotz Nachtschichten in der Kneipe nicht immer bezahlen kann.
Und dass sie Klasse hat, wurde endgültig klar, als sie uns, nachdem ich schon sichtlich angeheitert "show me the way to the next whiskey bar" mitgegrölt habe, zwei richtig leckere Single Malts serviert hat. Die mir in ewiger Erinnerung bleiben werden. Wenn ich ihr für das ganze Bier nicht mein allerletztes Geld gegeben hätte, wäre ich, nachdem ich das streitsüchtige Knäblein zu seiner Haustür gebracht hatte, umgekehrt und hätte bei ihr bis zum Morgengrauen am Tresen gesessen. Und wenn ich es mir recht überlege - ich hätte es machen sollen, denn Laura Legend hätte mir bestimmt einen Deckel gemacht...

Sonntag, 18. September 2005

Geheimauftrag für Barbie Croft

Unruhig rutschte Barbie Croft auf dem abgewetzten Ledersitz des Taxis herum. „Du hast die Haare schön, das liegt bestimmt am Fön“, grölte es aus dem Radio, das der graulanghaarige Fahrer auf das ARD-Nachtprogramm eingestellt hatte. Verstohlen musterte er Barbie im Rückspiegel. „Hätte nie gedacht, dass ich in dieser Sackgasse einen Fahrgast finde“, nuschelte er fast unverständlich über den Bierzeltsound der betagten Mercedes-Lautsprecheranlage, während seine müden Augen über ihre imposante Erscheinung glitten. Die langen dunklen Haare trug sie offen über ihrem Urban-Warfare-Outfit, der abgewetzten Lederjacke, zu der die Camouflage-Hose in barbiepink und die gleichfarbigen Canvas-Kampfstiefel hervorragend harmonierten. Für den Ausflug in die Südostslums hatte sie bewusst auf ihre sonstige Ausrüstung verzichtet: Hier zählten nur die Waffen einer Frau.

Gedankenverloren spielten Barbie Crofts Finger mit dem geheimnisvollen Flacon, den ihr der Elefantenmann zugesteckt hatte, kurz bevor sie alle im Untergeschoss der schummrigen Karaoke-Bar verschwunden waren. „Tender Stalking“ stand auf der silbrigen Packung, und nichts deutete auf die Ingredienz hin, die das Fläschchen enthalten mochte. „Das riecht wie bulgarisches Haarspray“, hatte der Elefantenmann sie noch gewarnt, ehe er sich den schmelzenden Klängen von „Girls just wanna have fun“ hingab.

Erst in ihrem Moabiter Hauptquartier traute sie sich, die Cellophanhülle der offensichtlich in einer chinesischen Druckerei hergestellten Verpackung aufzureissen. Ihre Anweisung fand sich nur auf einem klitzekleinen ovalen Aufkleber: „Keep out of the reach of children“. Schon wieder ein Selbstversuch, stöhnte sie. Nimmt das denn nie ein Ende?

Tapfer zog sie die Schutzkappe vom Zerstäuber, ehe sie todesmutig den Sprühnebel auf ihren Handgelenken verrieb. Unvermittelt erfüllte den Raum ein süßlich-herber Geruch, den sie von ihren zahlreichen Reisen auf den Balkan nur allzu gut kannte. Zuletzt hatte ihr Hotelzimmer in Sarajevo, hoch über dem Fluss mit Blick hinab auf die zerstörte Bibliothek, dieses eindringliche Aroma besessen.

Aber es war zu spät. Mit einem irren Kichern sog Barbie Croft den Duft ein, streifte die Camouflage-Hose von den Hüften und bewegte sich lüstern drohend auf ihren Gespielen zu, der verständnislos in einer Ecke des Bettes hockte. Auf ihrer gebräunten Haut verrieten nur die weißen Streifen, dass sie bei ihrer letzten Geheimmission außer ihrem Pistolengurt und dem Kampf-BH wenig getragen hatte. „Du riechst wie eine bulgarische Nutte“, konnte ihr Liebhaber nur noch murmeln, ehe sie enthemmt über ihn herfiel.

Erst beim Frühstück, acht Stunden später, klärte sich der Nebel in ihrem Hirn. Noch immer trugen ihre Brüste den Hauch der Essenz, die sie fast den Verstand gekostet hätte. In ihren Räumen durfte das Zeug nicht bleiben, beschloss sie energisch und untersuchte noch ein letztes Mal das Etikett. „80% Vol.“, stand äußerst klein gedruckt ganz unten. Erleichtert seufzte Barbie Croft auf. Mit dem Alkoholgehalt konnte sie das Zeug ganz einfach ihrem Nachbarn in die Hausbar stellen.

barbarella croft

"du hast die haare schön,
das liegt bestimmt am fön"

diese im taxi auf wdr4 vernommene liedzeile ist wohl selbst durch die erinnerung an eine mehrstündige karaoke-session nicht zu überbieten.

der 18. september ist wahltag: trash-bloggen oder bash-bloggen?

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