Geheimauftrag für Barbie Croft

Unruhig rutschte Barbie Croft auf dem abgewetzten Ledersitz des Taxis herum. „Du hast die Haare schön, das liegt bestimmt am Fön“, grölte es aus dem Radio, das der graulanghaarige Fahrer auf das ARD-Nachtprogramm eingestellt hatte. Verstohlen musterte er Barbie im Rückspiegel. „Hätte nie gedacht, dass ich in dieser Sackgasse einen Fahrgast finde“, nuschelte er fast unverständlich über den Bierzeltsound der betagten Mercedes-Lautsprecheranlage, während seine müden Augen über ihre imposante Erscheinung glitten. Die langen dunklen Haare trug sie offen über ihrem Urban-Warfare-Outfit, der abgewetzten Lederjacke, zu der die Camouflage-Hose in barbiepink und die gleichfarbigen Canvas-Kampfstiefel hervorragend harmonierten. Für den Ausflug in die Südostslums hatte sie bewusst auf ihre sonstige Ausrüstung verzichtet: Hier zählten nur die Waffen einer Frau.

Gedankenverloren spielten Barbie Crofts Finger mit dem geheimnisvollen Flacon, den ihr der Elefantenmann zugesteckt hatte, kurz bevor sie alle im Untergeschoss der schummrigen Karaoke-Bar verschwunden waren. „Tender Stalking“ stand auf der silbrigen Packung, und nichts deutete auf die Ingredienz hin, die das Fläschchen enthalten mochte. „Das riecht wie bulgarisches Haarspray“, hatte der Elefantenmann sie noch gewarnt, ehe er sich den schmelzenden Klängen von „Girls just wanna have fun“ hingab.

Erst in ihrem Moabiter Hauptquartier traute sie sich, die Cellophanhülle der offensichtlich in einer chinesischen Druckerei hergestellten Verpackung aufzureissen. Ihre Anweisung fand sich nur auf einem klitzekleinen ovalen Aufkleber: „Keep out of the reach of children“. Schon wieder ein Selbstversuch, stöhnte sie. Nimmt das denn nie ein Ende?

Tapfer zog sie die Schutzkappe vom Zerstäuber, ehe sie todesmutig den Sprühnebel auf ihren Handgelenken verrieb. Unvermittelt erfüllte den Raum ein süßlich-herber Geruch, den sie von ihren zahlreichen Reisen auf den Balkan nur allzu gut kannte. Zuletzt hatte ihr Hotelzimmer in Sarajevo, hoch über dem Fluss mit Blick hinab auf die zerstörte Bibliothek, dieses eindringliche Aroma besessen.

Aber es war zu spät. Mit einem irren Kichern sog Barbie Croft den Duft ein, streifte die Camouflage-Hose von den Hüften und bewegte sich lüstern drohend auf ihren Gespielen zu, der verständnislos in einer Ecke des Bettes hockte. Auf ihrer gebräunten Haut verrieten nur die weißen Streifen, dass sie bei ihrer letzten Geheimmission außer ihrem Pistolengurt und dem Kampf-BH wenig getragen hatte. „Du riechst wie eine bulgarische Nutte“, konnte ihr Liebhaber nur noch murmeln, ehe sie enthemmt über ihn herfiel.

Erst beim Frühstück, acht Stunden später, klärte sich der Nebel in ihrem Hirn. Noch immer trugen ihre Brüste den Hauch der Essenz, die sie fast den Verstand gekostet hätte. In ihren Räumen durfte das Zeug nicht bleiben, beschloss sie energisch und untersuchte noch ein letztes Mal das Etikett. „80% Vol.“, stand äußerst klein gedruckt ganz unten. Erleichtert seufzte Barbie Croft auf. Mit dem Alkoholgehalt konnte sie das Zeug ganz einfach ihrem Nachbarn in die Hausbar stellen.
40something - 18. Sep, 13:51

Äh... ist das Zeug legal?!

glamourdick - 19. Sep, 15:39

aber bitte vorher unbedingt noch die packung fotografieren. glaubt einem sonst keiner...

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